Der Schriftsteller Bohumil Hrabal kam Zum Tiger mit eiserner Regelmäßigkeit, bei jedem Wetter und bei jeder Stimmung, seinen Aufenthalt in der Bierstube unterbrach er nur bei den Reisen nach Kersko, wo sein Ferienhaus stand. Es ist wahr, dass Hrabal seine geliebten Gasthäuser aus verschiedenen Gründen wechselte (er ging auch in die Lokale U Kocoura, U Sojků, Plzeňský Dvůr, Formanka in der Veletržní Straße, Brčalka in der Široká Straße und nach Libeň), die altstädter Pilsner Bierstube Zum Goldenen Tiger bleibt jedoch sein Stammwirtshaus. Kein Wunder, das gerade die Bierstube Zum Goldenen Tiger oft in seinen literarischen Werken vorkommt, vor allem, wenn es um Schilderungen von Wirtshausgeschichten geht.
Rund um Hrabal, der ein Feuerwerk von Ideen und witzigen Lösungen war, und der den Ruhm und Fall des Kulturaufschwunges in den sechziger Jahren erlebte, versammelten sich die größten derzeitigen Persönlichkeiten, Vertreter der Intelligenz und des Kulturlebens. Dieser Ort war ein Kreuzungspunkt der Besuche und Interessenten aus aller Welt, jeder wollte mit Hrabal sprechen und in die Ecken schauen, wo sich die Handlung seines Romans „Allzu laute Einsamkeit“ abspielt. Es kamen hierher zu ihm der Philosoph Karel Kosík, die Historiker Bartošek, Kladiva und Hübl, der Sprachwissenschaftler Sláva Heřman, die Musiker Karel Marysko und Professor Ruis, Freunde aus der sogenannten Libeňer Zeit Šmoranc, Vávra, Boušl, eine Gruppe von Bildnern um Vladimír Boudník, Ivo Treter und weitere.
Ab und zu kamen auch Václav Havel mit seiner Frau Olga und manche weitere Dissidenten. Direkt am Tisch wurde von der Staatssicherheit Vlasta Třešňák, ein Liedermacher und Schriftsteller verhaftet. Trotz Bohumil Hrabals Proteste wurde er abgeführt und ins Gefängnis gebracht. Es erschienen hier auch der Sänger Jan Vodňanský, Regisseure Jiří Menzel und Jan Kačer, Schauspieler Krampol, Švehlík, Kaiser, Němec und weitere. In der Bierstube Zum Goldenen Tiger trifft Hrabal auch so bedeutende Persönlichkeiten wie die Präsidenten Václav Havel und Bill Clinton, M. Albright, General Shallikashvilli, Alexander Dubček und weitere. Hier verteilt Hrabal seine Samizdatwerke, also Werke, deren Veröffentlichung nicht genehmigt war, die er aber für seine nächsten Freunde vervielfältigen ließ und die allmählich zu allen anderen Verehrern von Hrabals Werk den Weg fanden. Alle diese Tatsachen führten dazu, dass die Bierstube Zum Goldenen Tiger zu einer Art von „Gedenkstätte“ der dramatischen Momente der tschechischen Kultur in den letzten Jahrzehnten wurde.